Archive for Juni 2010

Spiegelzelt

14. Juni 2010


Mittwoch, 9. Juni war wieder Termin im Spiegelzelt: „Pippo Pollina & Piccola Orchestra Altamarea“. Pippo Pollina ist einer der wichtigsten italienischen Liedermacher.


Er stammt wie Etta Scollo aus Sizilien (Palermo) und hat in seinem Repertoire neben Balladen auch politische und gesellschaftskritische Lieder. Leider hat er im Gegensatz zu Etta Scollo nur in wenigen Fällen Erläuterungen zu seinen Texten , stattdessen Anekdoten erzählt, sodass man sich ausschließlich auf die Musik konzentrieren musste. Als Begleitensemble brachte er ein international besetztes Streichquartett mit, das im Zusammenklang mit seinem excellenten Klavierspiel den Titeln einen unverwechselbaren Sound verschaffte.


Wie immer war das Spiegelzelt ausverkauft; der Abend war ein Beispiel für die sizilianische Poesie und Leidenschaft in der Musik und erinnerte oft an das Gastspiel von Etta Scollo 2007 (mein Blog vom 30. Mai 2007 im blogspot.com).

Museumsnacht in Weimar 2010

1. Juni 2010

Am 29./30. Mai 2010 hatten wir liebe Gäste aus Silberstrasse und was lag näher, als während der Museumsnacht am 29. Mai durch Weimars Straßen zu streifen und zu sehen, was die Weimarer Museen anboten. Mit uns nutzten nach Angabe der Stiftung Weimarer Klassik ca. 17.000 Besucher die Angebote der Stadt und der Stiftung.

Wir hatten eine Einladung der Galerie Profil zur Ausstellungseröffnung am Samstag, 29. Mai – „Alexander Olbricht (1876 – 1942) – Graphische Kostbarkeiten.“ Die Laudatio hielt Dr. Hermann Mildenberger von der Stiftung Weimarer Klassik, der auch gleichzeitig die Projektleitung der Ausstellung im Schiller-Museum „Leise Superlative – Alexander Olbricht & Marcus Behmer“ innehatte und Mitherausgeber des opulenten Kataloges dieser Ausstellung ist. Nach einleitenden Worten der Galeristin Elke Gatz-Hengst schilderte er den künstlerischen Entwicklungsweg des Alexander Olbricht und die Freundschaft zu dem ehemals in Weimar wohnenden Marcus Behmer.


Nach einem Zwischenstopp im „1900“ (Abendessen) war der Besuch der Ausstellung im Schiller-Museum obligatorisch. Die Stiftung Weimarer Klassik hat einen Großteil des von der Familie bedachtsam über Jahrzehnte zusammengehaltenen Bestandes erworben und hier ausgestellt.

Da ich aber bereits 1976 die von Dr. Renate Müller-Krumbach kuratierte Gedächtnis-Ausstellung der Kunstsammlungen zu Weimar zum 100. Geburtstag gesehen hatte, war die eigentliche Neuentdeckung im Schiller-Museum für mich Marcus Behmer, dessen Jugendstilgrafiken und buchkünstlerische Arbeiten mich besonders ansprechen. In den 70er Jahren bin ich oft in Antiquariaten auf der Suche nach buchkünstlerisch interessanten Büchern gewesen, die in Unkenntnis der Buchgestalter oft zu sehr niedrigen Preisen erhältlich waren. Unter anderem habe ich damals die Ausgabe Ernst Hardt „Tantris der Narr“ Insel-Verlag Leipzig 1909 für 9,80 DDR-Mark erstanden, Umschlaggestaltung und Buchschmuck Marcus Behmer.



1987 brachte der Insel-Verlag Leipzig unter der IB-Nr. 1075 einen Reprint des 1920 erschienenen IB Nr.315 „Von dem Fischer un syner Fru“ von Philipp Otto Runge mit Illustrationen und dem Textsatz von Marcus Behmer im Rahmen eines Jubiläumsschubers anläßlich 75 Jahre Inselbücherei heraus, den ich natürlich als alter Sammler der Inselbücherei erwerben musste.

Auch die Überzuggstaltung des Bändchens stammt von Marcus Behmer.

Es gab dann noch ein IB Nr. 1085 mit Zeichnungen von Alexander Olbricht und ich konnte ein kleines Bändchen des Verlages Atelier im Bauernhaus Schwerin mit einem Text von Hela Baudis erwerben: „Alexander Olbricht in Mecklenburg 1908 – 1918 – 1927“.


An Grafiken von Alexander Olbricht besitze ich eine Radierung aus dem Mappenwerk „Zwölf Radierungen aus Weimar“ – Am Viadukt – Insel-Verlag 1910 und eine Radierung mit „Kopfweiden“ aus dem Nachlass.
Besonders beeindruckend ist der Wiederaufbau des nahezu unveränderten und von den Nachfahren stets gehüteten Ateliers des Künstlers aus der Merketalstraße im Stadtmuseum Weimar, das einen Einblick in die durch seine Ehefrau geschützte Arbeits- und Rückzugswelt des Alexander Olbricht zeigt.

Übrigens hat Olbricht in seiner letzten Serie „Der erste Schnee“ 1939 unser Haus auf dem Blatt „Häuser am Hypothekenhügel“ (Katalog 144) verewigt. Es war damals frisch aufgestockt und stand noch ziemlich einsam auf dem Hügel.